Gemeindepsychiatrisches Zentrum Obertshausen - Offener Ort der Begegnung

Vor 25 Jahren gründete LEBENSRÄUME in der Seligenstädter Straße 18 in Obertshausen ein gemeindepsychiatrisches Zentrum nach dem neuen Konzept der Deutschen Psychiatriereform. Menschen mit seelischen Erkrankungen sollten außerhalb der Klinik alle benötigten Hilfen an einem Standort erhalten.

 

Die Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle nahm die Arbeit auf, der ambulante Dienst für Betreutes Wohnen und die Tagesstätte wurden eingerichtet, vielfältige Wohnangebote entwickelt. Die Beratung und  Förderung sollte sich an den Bedürfnissen der Menschen orientieren, die begleitenden Hilfen das benötigte Maß an Sicherheit und Geborgenheit gewährleisten. 1994 wurde Am Bahndamm 2 in Seligenstadt die Arbeit aufgenommen. Im Sommer 2015 werden in verkehrsgünstiger Lage mit einer vergrößerten Tagesstätte neue Räume in der Frankfurter Straße eröffnet. Das gemeindepsychiatrische Zentrum in Obertshausen und Seligenstadt ist für den gesamten Ostkreis Offenbach zuständig und unterstützt in einem Einzugsbereich von 130 000 Einwohnern mit 25 Mitarbeitern über 250 Menschen in den Bereichen Beratung und Begegnung, Tages- und Freizeitgestaltung sowie mit vielfältigen Wohn- und Beschäftigungsangeboten.

In der Beratungsstelle erbringen Mitarbeiter Hilfestellung bei behördlichen Antragsverfahren, sie informieren über Krankheitsbilder und Behandlungsmöglichkeiten und suchen gemeinsam mit Hilfesuchenden nach Problemlösungen. Ein Offener Treff kann werktags kostenfrei und unverbindlich besucht werden kann.

„Unser Zentrum ist ein Ort der Begegnung geworden, Junge wie Alte gehen ein und aus, unsere Türen stehen stets offen“, schildert Betriebsleiterin Monika Hubert.
Sie sieht damit die zentralen Ziele wie Teilhabe und Integration auf einem sehr guten Weg. Berührungsängste und Vorurteile gegenüber psychisch kranken Menschen konnten in der 25-jährigern Arbeit abgebaut werden - auch über Religionen und Kulturen hinweg. Man trifft sich bei der Katholischen Gemeinde ebenso wie in der Moschee. Gesunde und Erkrankte spielen miteinander Fußball oder Tischkicker, es wird gemeinsam gesungen oder das Schwimmbad besucht. „Hier wird Integration Tag für Tag gelebt.“

Einen niedrigschwelligen Zugang bietet der Offene Treff in der Tagesstätte. Die Menschen schätzen es, eine Anlaufstelle zu haben und sich mit Gleichgesinnten unverbindlich austauschen zu können. Das gibt Sicherheit und ein Gefühl von Verstanden werden. Bis zu 20 Menschen treffen sich freitags um 13:30 Uhr bei eine Tasse Kaffee zum Wochenausklang, oft mit selbstgebackenem Kuchen. Beim Treffen gibt es keine Verpflichtung. So lesen die einen in der Zeitung, andere spielen Skat oder Tischfußball, spontan wird ein Spaziergang unternommen. Einmal im Monat kommt die Gemeindereferentin mit ihrer Gitarre, es wird gesungen und über „Gott und die Welt“ geplaudert. Im März hatte die islamische Assalam Gemeinde zu Kaffee und Kuchen eingeladen.

Im Bereich Teilhabe und Beschäftigung sind die Tagesstätten in Obertshausen und Seligenstadt wichtiger Dreh- und Angelpunkt. Hier wird morgens gefrühstückt, gemeinsam für das Mittagessen gekocht, im Garten und in der Werkstatt gearbeitet oder Freizeitveranstaltungen geplant. An den Angeboten können sowohl die Besucher der Tagesstätte als auch die Gäste des Offenen Treffs teilnehmen. Eine Gartengruppe in Obertshausen bepflanzt und pflegt den hauseigenen Garten und die Innenhöfe. Das erntefrische Obst und Gemüse wird in der Tagesstätte und in den Wohngruppen gemeinsam zubereitet. Gewerbliche Aufträge wie Montage-, Demontage-, Klebe-, Sortier-, Verpackungs- und Kuvertierarbeiten werden angeboten. Die Arbeit hat für die Besucher ein wichtige Funktion: Sie strukturiert den Tag und gibt das Gefühl von Normalität. Norbert Lauer (Name geändert) erzählt: „Ich arbeite täglich 3 Stunden in der Tagesstätte und im Garten und freue mich über das selbstgekochte Mittagessen. Jeden Montag trainiere ich mit der Fußballgruppe auf dem Sportplatz. Die Tagesstätte gibt mir Struktur und Sicherheit.“

Sehr geschätzt wird auch das umfassende Gruppenangebot: Auf dem Wochenplan stehen  Morgengymnastik und Zeitungsgruppe, eine Sing- und Schwimmgruppe sowie ein Kompetenztraining, um nur eine Auswahl zu nennen. 14-tätig treffen sich mittwochs um 17:30 Uhr Besucher und Freunde des Zentrums beim Stammtisch in der Alten Schmiede „La Fattoria“ in  der Kantstraße 6 in Obertshausen.

Umfassend ist auch das Wohnangebot: Drei Wohnhäuser befinden sich fußläufig in Nachbarschaft zum Zentrum. Gewohnt werden kann in kleinen Wohngruppen im Rahmen eines Wohnheimplatzes oder im Betreuten Einzelwohnen. Wer mehr Schutz und Sicherheit benötigt, kann direkt im Zentrum im Gebäude der Tagesstätte wohnen. Jeder Bewohner kann die Hilfe in Anspruch nehmen, die er für sich benötigt. „Die Wohngruppe ist im Moment für mich genau das, was ich brauche“, erzählt Nora Bauer (Name geändert), die mit vier Frauen in einem zweigeschossigen Wohnhaus lebt. Wer wieder alleine wohnen möchte und kann, wird bei der Suche nach einer eigenen Wohnung unterstützt und bei Bedarf durch das Betreute Wohnen begleitet. Das kann im Haushalt oder beim Einkaufen sein, bei der Suche nach einer Beschäftigung oder einer sinnvollen Freizeitgestaltung, auch bei der Begleitung zu Ärzten und Behörden.

Kontakt: LEBENSRÄUME Obertshausen
Monika Hubert / Ina Habermann
Friedensstraße 20, 63179  Obertshausen
06104 – 6000-0
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Dieser Artikel wurde in der Zeitschrift "Treffpunkte", Ausgabe 2/2015, abgedruckt. Text: www.allemunde.de