Inklusion immer mitdenken

Vor 60 geladenen Gästen aus Öffentlichkeit und Profis der Sozialpsychiatrie eröffnete Klaus-D. Liedke, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Lebensräume, das neue Psychosoziale Zentrum in Seligenstadt am Trieler Ring 90. „Die neuen Räume sollen Struktur und Ruhe zum Wohlfühlen ausstrahlen.“ In der ebenerdigen Einrichtung mit 330 m² findet die Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle Platz, für 18 Tagesstätten-Besucher bieten eine moderne Küche mit Kochinsel, Tages- und Therapieräumen eine hohe Aufenthaltsqualität, ebenso viele Menschen werden von den sechs Mitarbeitern im Haus mit dem ambulanten Dienst Betreutes Wohnen unterstützt. Klaus-D. Liedke erinnert in seiner Begrüßung an die Modernisierung der Psychiatrie ab den 1975er Jahren in Deutschland und daran, dass der Kreis Offenbach mit Walter Picard, MdB, großen Anteil daran hatte.


Klaus-D. Liedke im Gespräch mit dem Seligenstädter Bürgermeister Dr. Daniell Bastian

Als 1992 in Seligenstadt die LEBENSRÄUME-Tagesstätte Am Bahndamm eröffnet wurde, setzte auch Julia Koerlin, Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie, in ihrer Funktion als Leiterin des Sozialpsychiatrischen Dienstes Kreis Offenbach (SpDi) ihre Unterschrift unter das Vertragswerk. Für die Profis und Öffentlichkeit hat sie auch kritische Gedanken mitgebracht: „Mit unseren schützenden Häusern bauen wir auch Mauern auf – deshalb muss die Gemeindepsychiatrie Inklusion immer mitdenken.“ In Hilfeplankonferenzen sei es immer noch sehr schwer, von außerpsychiatrischen Hilfen zu hören. „Es war für mich eine Freude, als sich kürzlich ein Sportverein beim SpDi gemeldet hat.“

Die LEBENSRÄUME-Mitarbeiter haben beim Umbau des Psychosozialen Zentrums eine kluge Entscheidung gegen zu viel „Mauern“ getroffen: Am Ortseingang ermöglichen die Räume Aus- und Einblicke, die ursprünglich geplanten Fenster im Erdgeschoss wurden auf Bodentiefe verlängert, können nun als Türen geöffnet werden. Daniela Braun, Ressortleiterin in Seligenstadt, möchte das Wohnquartier in das „kommunikative Haus“ einbeziehen. Sie dankt dem anwesenden Eigentümer für die Unterstützung beim Umbau und versichert ihm: „Die Gemeinschaft trägt uns.“

Seligenstadts Bürgermeister Dr. Daniell Bastian betont die Wichtigkeit eines normalen Lebensumfeldes für psychisch kranke Menschen. „Sie so integrieren, dass sie mitten unter uns leben können.“ Das Stadtoberhaupt ergänzt: „Wir erbringen gerne die freiwillige Leistung der Eingliederungshilfe und sehen uns als Stadt in der Verantwortung.“

Profimusiker Janis Lugerth aus Stuttgart stimmt die Gäste mit seinem Saxophon wundervoll mit „Someday my prince will come“ und „Summertime“ von Miles Davis und Ella Fitzgerald ein, ergänzt die Grußworte mit „Just the two of us“ von Bill Withers und „Isn´t she lovely“ von Stevie Wonder.

Dr. Udo Wortelboer, Chefarzt der Asklepios Klinik für seelische Gesundheit in Langen, möchte eine Tagesklinik direkt in einem Wohnquartier einrichten und sucht dazu einen  Vermieter, der geeignete Räume zur Verfügung stellt. „Schöne Räume machen das Leben für Erkrankte einfacher – groß, hell, freundlich“. Der Chefarzt bedauert, dass die Psychiatrie zu wenig Lobby hat und psychisch kranke Menschen immer noch stigmatisiert sind: „Niemand will eine Einrichtung in seiner Nachbarschaft haben. Schade.“

Die zwei Stunden der Eröffnung sind kurzweilig, die Gäste tauschen sich lebhaft aus, genießen die schmackhaften „Häppchen“ der Integrationsfirma ESSWERK: Gambas auf Holzspieß mit Fruchtsoße, vegetarischer Bulgur-Salat mit Kornblumenblüten, Mozzarella-Cocktailtomaten-Spieße im Glas auf Pesto, Kartoffelsalat im Schälchen mit Mini-Schnitzel.

Unsere Pressemitteilung zur Eröffnung finden Sie hier.

Kontakt: Daniela Braun, Kontaktformular