Nichts ist aussichtslos

Die psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle (PSKB) vermittelt Menschen mit psychischen Erkrankungen in vielfältige Hilfsangebote – ein Gespräch mit Mieke Steilberg

Seit 1989 berät die PSKB von Lebensräume psychisch erkrankte Menschen kostenlos in allen Lebenslagen, auf Wunsch auch anonym. Sie vermittelt in offene Gruppen, klärt benötigte Hilfen und empfiehlt geeignete Angebote im Unternehmen oder von anderen Anbietern. 248 Menschen nutzten 2014 die Beratungsstelle, besuchten offene Gruppenangebote oder ambulant die Tagesstätte. Mit einer halben Stelle finanziert der Landeswohlfahrtsverband (LWV) die Beratungsarbeit, die Stadt Offenbach mit bis zu 1750 Besuchstagen jährlich ambulante Tagesstätten-Besucher.

Mieke Steilberg, 52 Jahre, Dipl. Pädagogin, ist seit 2015 Betriebsleiterin in der Luisenstraße 9. Sie ist mit 18 Mitarbeitern verantwortlich für die Beratungsstelle, das Betreute Wohnen, die Tagesstätte und die Tagespflege. 400 Menschen nutzen jährlich die Angebote.

In Anspruch genommen wird die Beratungsstelle von erkrankten Menschen selbst, deren Angehörigen, gesetzlichen Betreuern, niedergelassenen Ärzten und  Akut- und Rehakliniken oder anderen Institutionen. Voraussetzung ist neben einer persönlichen Bindung zu Offenbach -Wohnsitz oder ein früherer Aufenthalt in der Stadt- eine psychiatrische Diagnose ohne vorrangige Suchtproblematik. Themen der Hilfesuchenden sind: „Beschäftigung, Tagesstruktur, Freizeitangebote und zu einem großen Teil die Frage nach einem Wohnraum“, berichtet Mieke Steilberg. „Für die Menschen ein offenes Ohr haben, zuhören und das Gefühl vermitteln, dass sie mit ihren Problemen verstanden werden und gemeinsam nach Lösungen suchen“, sind für die Dipl.-Pädagogin die wesentlichen Aufgaben. Besonders wichtig sind ihr dabei der persönliche Kontakt und kurze Wartezeiten. Die Menschen können telefonisch oder per E-Mail einen Termin vereinbaren – gerne auch vorbeikommen.

Gut angenommen werden nach Steilbergs Erfahrung die offenen Gruppenangebote wie die Selbsthilfegruppe „Lebbe gehd waider“, der Inklusionschor „Klanggarten“ und der Patientenclub „Distelgarten“. Für eine fehlende Tagesstruktur sieht sie einen ambulanten Tagesstättenbesuch als eine Lösung. In Beschäftigung kann sie im  Schulessensbereich zu ESSwerk vermitteln. Begrenzt dagegen ist für die PSKB die Hilfe bei der Wohnraumsuche. In wenigen Einzelfällen kann sie in Wohnräume der Stiftung vermitteln. „Bedingt durch den schwierigen Wohnungsmarkt in Offenbach sind unsere Möglichkeiten sehr eingeschränkt.“

Nora Bauer, 32 (Name geändert), wendet sich im Frühjahr während ihres Aufenthalts in der Tagesklinik an die Beratungsstelle. Sie ist gelernte Verkäuferin, hat keine Sozialkontakte und aufgrund ihrer Erkrankung die Arbeitsstelle verloren. Sie äußert den Wunsch, mit Menschen in einer Wohngemeinschaft leben zu wollen. Auf Empfehlung besucht sie die wöchentliche Selbsthilfegruppe und lebt inzwischen mit zwei Frauen in einer Wohngruppe. Nora Bauer nimmt den ambulanten Dienst Betreutes Wohnen in Anspruch.

Häufig erleben Hilfesuchende die Beratungsstelle als Schlüsselerlebnis: „Sie fühlen sich mit ihren Problemen verstanden und angenommen, sehen neue Perspektiven für sich. Wichtig ist oft der Schritt aus der manchmal jahrelangen Isolation, das Knüpfen neuer Sozialkontakte mit anderen Betroffenen.

Dieser Artikel wurde in der Zeitschrift "Mut  & Liebe" 16/2015 abgedruckt. Text und Bild: www.allemunde.de

Kontakt: Mieke Steilberg, T 069 800824-0, Kontaktformular
Luisenstraße 9, 63067 Offenbach am Main