Du kannst nicht von der Notunterkunft auf die Arbeit

Yoanna T., 22 Jahre, nahm im Sommer 2014 das zweite Mal am Programm "Rückenwind" teil. 2012 lebte sie ein halbes Jahr auf der Straße, im November kam sie vor dem Kälteeinbruch erstmals über ihren Mainarbeit-Berater zu Lebensräume. Sie wohnte erst im Kolpinghaus, danach mit drei Frauen im Hotel Europa. Ein halbes Jahr erhält sie bei Lebensräume täglich fünf Stunden „Unterricht“. Sozialkompetenz, Deutsch, Mathe, Bewerbungstraining und manuelle Diagnostik werden als Themen genannt. „Dann habe ich es in der Notunterkunft nicht mehr ausgehalten.“ Im Juli 2013 geht sie nach Erfurt, wohnt bei einem Bekannten, jobbt in einer „entlegenen“ Boutique.

„Rückenwind ist eine echt gute Unterstützung. Hier kann man sich richtig aussprechen“, sagt Yoanna T.

Yoanna T. ist stolz auf ihren qualifizierten Hauptschulabschluss. Einen Beruf konnte sie nicht erlernen. Sie erzählt, dass sie von ihren Eltern oft geschlagen wurde. Mit dem Smartphone zeigt sie Bilder ihres verschrammten und aufgequollenen Gesichts. Über Monate brachte sie sich auf der Straße durch. „Da kannst du keine Ausbildung machen. Du musst irgendwie Tag für Tag überleben“. Als sie im Frühjahr 2014 aus Thüringen zurückkehrt, geht es zuhause erneut schief.

Sie kämpfte bei der Mainarbeit für ein eigenes Zimmer. Mit Erfolg. Am 1. Juli 2014 zog sie in eine 1-Zimmer-Wohnung. Sie hat das Programm "Rückenwind" erneut in Angriff genommen, freut sich, wieder hier zu sein. „Ich bin topmotiviert“. Gerne würde sie eine Ausbildung als Frisörin oder Schneiderin machen, „etwas mit den Fingern“.

Yoanna T. kämpft für ihr Leben. Sie hat keinen Fernseher und liest viel. Sie recherchiert „Untergrundnachrichten“, traut der herkömmlichen Nachrichtenberichterstattung nicht. Gerne würde sie ein Instrument lernen. „Piano wäre echt gut. Wenn ich das Geld hätte.“

So kam ich zu Rückenwind
Mein persönlicher Berater bei der MainArbeit hat mir zum zweiten Mal das Projekt „Rückenwind“ empfohlen. Er hat mit LEBENSRÄUME Kontakt aufgenommen, mich vorgeschlagen. Eine Mitarbeiterin hat mich dann angerufen, wir haben sofort einen Termin vereinbart. Dann ging alles sehr schnell. Ich war bekannt, wollte unbedingt ins Projekt und wurde sofort aufgenommen. Finanziert wird das halbe Jahr von der MainArbeit.