Hier bin ich erst wieder ein Mensch geworden

Adriane R., 57 Jahre, kam über die Selbsthilfegruppe „Strohhalm“ mit einer schweren Depression nach Obertshausen. Sie hatte starke Suizidgedanken, lebte „ziellos und verwahrlost wie ein Zombie“. Vier Tage in der Woche besucht sie die Tagesstätte. Sie kocht, arbeitet im Garten und spült in der Küche. In der Ergotherapie ist sie künstlerisch aktiv, malt und schreibt Kurzprosa. Im Juni 2013 wurde sie zur Tagesstätten-Sprecherin gewählt.

„Ich möchte wieder im künstlerischen Bereich in die Öffentlichkeit kommen“, sagt Adriane R.

Adriane R. studierte in Mainz osteuropäische Geschichte und Kulturwissenschaften, macht ihren Magister. Die fertig gestellte Doktorarbeit wurde abgelehnt. Eine schwere Depression und eine Alkoholerkrankung waren die Folge. Sie war noch nie in einer psychiatrischen Klinik, suchte sich ihre Hilfen durch Psychologen, Arzt und Suchtberater selbst zusammen.

Adriane R. lebt heute alleine in einer 2-Zimmer-Wohnung, hat einen großen Bekanntenkreis und fühlt sich wohl. Zu schaffen macht ihr der Kontaktabbruch ihrer 86-Jährigen Mutter, sie versucht ihn wieder aufzunehmen. Sie fühlt sich in der Tagesstätte „gut gefordert und aufgefangen“, möchte gerne bleiben.  

Adriane R. hat Freude an dem Amt als Tagesstätten-Sprecherin, das sie gemeinsam mit einem Mitbesucher ausübt. Sie spart für eine Reise nach Russland und wünscht sich, gesundheitlich stabil zu bleiben. Sie liebt ihre drei Katzen.