„All inklusiv“ mit großem Erfolg

Das in Stadt und Kreis Offenbach erfolgreiche Projekt „All inklusiv“ geht nach dreijähriger Laufzeit am 31.07.2018 zu Ende. Im Rahmen eines Abschlussforums mit rund 100 geladenen Gästen wurde das Projekt, das für Menschen mit Schwerbehinderung und ihnen Gleichgestellten, sowie für Arbeitgeber/innen ein ganzheitliches institutions- und rechtsübergreifendes Beratungs- und Förderkonzept bietet, am 04. Juni 2018 im Kreistagssitzungssaal in Dietzenbach vorgestellt und gefeiert.  
Kreisbeigeordneter Carsten Müller zog in seinem Grußwort Bilanz und würdigte den Einsatz und Erfolg der vier Projektpartner – Pro Arbeit Kommunales Jobcenter (AöR), MainArbeit Kommunales Jobcenter Offenbach, Agentur für Arbeit Offenbach und Lebensräume Rehabilitationsgesellschaft mbH.

Die Teilnehmer/innen erlebten mit Fachvorträgen, Podiumsgesprächen und „sichtbarer Musik“ einen spannenden Forumstag, den Andreas Winkel vom Hessischen Rundfunk moderierte und der vollständig in Gebärdensprache übersetzt wurde.Das Projekt wird über das Programm der Bundesregierung zur intensivierten Eingliederung von Menschen mit Schwerbehinderung und ihnen Gleichgestellten gefördert. Zielsetzung war es, eine positive Veränderung der Beschäftigungsquote für diese Gruppe in Deutschland zu erreichen. Die Mittel hierfür stammen aus der von Unternehmen zu leistenden Ausgleichsabgabe. Bundesweit wurden dadurch 59 Projekte umgesetzt. 

494 Arbeitgeber/innen wurden kontaktiert und 126 Menschen fanden eine neue Arbeit

Projektleiterin Doris Barzen, Pro Arbeit, konnte eine positive Bilanz präsentieren: bis Juni 2018 wurden 494 Arbeitgeber/innen kontaktiert und 124 Menschen in Arbeit vermittelt, die täglich ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen, so dass eine Behinderung keine Rolle spielt! Insgesamt konnten 318 Stellen akquiriert und 243 Vorstellungsgespräche mit Bewerber/innen geführt werden. Nicht zuletzt hat die freiwillige Teilnahme am Projekt zu diesem Erfolg geführt, in das 202 Teilnehmer/innen (Zielgröße 200) aufgenommen wurden. Hervorzuheben ist, dass sich 30 Arbeitgeber/innen eigenständig an das Projekt gewandt und nach geeigneten schwerbehinderten Mitarbeiter/innen gefragt haben. 

Katja Apel, Lebensräume Rehabilitationsgesellschaft, berichtete von der operativen Umsetzung, die sie mit drei Mitarbeiter/innen steuert. Diese machen die Erfahrung, dass Arbeitgeber/innen, die selbst eine persönliche Erfahrung mit dem Thema „Behinderung“ mitbringen, deutlich offener für eine Einstellung schwerbehinderter Menschen sind.

Dana Kempe von der Arbeitsagentur Offenbach betonte den Erfolg des Projekts: jeder in Arbeit vermittelte schwerbehinderte Mensch ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer inklusiven Gesellschaft. „All inklusiv“ unterstützt Arbeitgeber/innen und Arbeitnehmer/innen umfänglich: Information und Beratung, Erledigung aller Formalitäten, Trainee-Programm und Begleitung am Arbeitsplatz – auch nach der Festeinstellung begleiten die Mitarbeiter/innen bei Fragen und Herausforderungen. Über positive Rückmeldungen seitens der Arbeitgeber/innen konnte Verena Groh, MainArbeit, berichten, viele von ihnen hatten sich das Einstellungsverfahren komplizierter vorgestellt. Für sie war „das Leitmotiv des Projektes – Alles aus einer Hand – der Schlüssel zum Erfolg!“

Wenn Behinderung keine Rolle mehr spielt 

Jörg Wagner, Klüh Care Management GmbH, und sein Mitarbeiter Rainer Giesen diskutierten auf dem Podium mit. Herr Giesen hat aufgrund einer Gehörlosigkeit einen GdB von 100 und suchte Unterstützung in dem Projekt. Zwischenzeitlich ist er seit mehr als einem Jahr als Sterilgut-Assistent an der Uniklinik in Frankfurt beschäftigt. Jörg Wagner ist mit „All inklusiv“ und seinem Mitarbeiter rundum zufrieden.

Laura M. Schwengber begleitete die Veranstaltung mit einer  kurzen interaktiven Einführung in die Welt der Gebärdensprache. Damit machte sie darauf aufmerksam, dass Inklusion ein gesellschaftlicher Auftrag ist, für den alle Menschen Verantwortung übernehmen müssen. 

Referent Aleksander Knauerhase ist selbst Autist, freiberuflicher Referent und Dozent in der Erwachsenenbildung zum Thema Autismus und Inklusion. Er macht auf   die „andere Wahrnehmung und Reizfilterabweichung“ von Autist/innen aufmerksam – das gängige Hollywood-Klischee, Autist*innen seien grundsätzlich „inselbegabt“ und lebten in ihrer eigenen Welt, setzte er überzeugend außer Kraft.

In einem weiteren Programmteil nahm Jörg Heynkes das Publikum des Fachforums mit auf einen Blick in die Zukunft zum Thema 4. Industrielle Revolution und der damit verbundenen digitalen Transformation. Heynkes zentrale These ist, dass die Künstliche Intelligenz und humanoide Robotik unseren Alltag künftig grundlegend verändern werde.

In der moderierten Abschlussrunde diskutierten die Führungskräfte aller Projektpartner – Boris Berner (Pro Arbeit), Birgit Günther (Agentur für Arbeit), Mike Gräf (Lebensräume), Joachim Rumpf (MainArbeit) mit Jörg Heynkes und dem Publikum über die Herausforderung einer digitalisierten Welt für eine inklusive Gesellschaft. Überzeugend wurde dargestellt, dass, wenn sich die Einstellung gegenüber Menschen mit Behinderung ändert, diese am Arbeitsplatz keine negative Rolle mehr spielt. 
Fotos: Michael Christmann, www.querform.com

Lesen Sie zum Abschlussforum auch die Veröffentlichungen der regionalen Presse:

Offenbach Post, 09.06.2018, Mit Vorurteilen aufgeräumt

Frankfurter Rundschau, 10.06.2018, Erfolgreiches Inklusionsprojekt

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.06.2018, Arbeitsplätze für Schwerbehinderte gesucht (FAZ Archiv, Artikel nicht online)

Mehr zum Projekt mit Teilnehmerportraits erfahren Sie unter www.allinklusiv-jobs.de