Mittendrin beim Mainuferfest

„Wir wollten raus aus unseren Häusern“, erzählt Christina Reubig, Sozialarbeiterin bei der Stiftung LEBENSRÄUME, zu den Motiven, die Alltagsarbeit der Stiftung beim Mainuferfest zu präsentieren. Mit ihren Kolleginnen Nastine Ramthun und Ulrike Kube fand sie zwei Sozialarbeiterinnen mit Tatendrang, den Feststand zu organisieren. Am 15. und 16. Juni 2019 fand mit 117 Vereinen das 33. Mainuferfest als größtes Fest der Stadt Offenbach statt. „Wir waren uns einig darüber, dass wir auf die Straße müssen und rein ins moderne Leben Offenbachs mit seinen vielen Kunst- und Kulturfesten“, sagt die Sozialarbeiterin, die seit 2016 bei LEBENSRÄUME arbeitet. Menschen aus 158 Nationen leben in der 140.000 Einwohnerstadt, 73,9 Prozent sind unter 27 Jahren – Offenbach ist damit unter den Großstädten Deutschlands die jüngste Kommune, schreibt das Stadt- und Kulturmagazin Mut & Liebe in ihrer Juni-Ausgabe 2019. Über den Erfolg des LEBENSRÄUME-Standes sind sich die Sozialarbeiterinnen einig: „Die Stimmung war bestens, auch das Wetter spielte mit und unser Stand mit Infomaterial und kulinarischen Angeboten wurde intensiv genutzt.“

Frank Hamburger, Betriebsratsvorsitzender der Stiftung LEBENSRÄUME, berichtet beim Interview mit der Offenbach Post auch, „dass gerade mit jungen Menschen viel passieren muss“. Auch in Offenbach sind wie in anderen deutschen Großstädten die Sozialarbeiter*innen mit Doppeldiagnosen wie Sucht- und psychische Erkrankung bei heranwachsenden Menschen konfrontiert. Beratende und begleitende Unterstützung bei der Job- und Wohnungssuche, der Alltagsgestaltung und der medizinischen Versorgung gehörten zu den Arbeitsaufgaben der Mitarbeiter*innen. „Wir begleiten und fördern mehrere hundert Menschen in Stadt und Kreis Offenbach und wollen mit unserer Arbeit in der Öffentlichkeit wieder präsenter werden – auch den Menschen aufzeigen, wie sie während oder nach der Psychiatrie ihr Leben auf die Reihe bekommen können“, sagt der Sozialarbeiter zur Teilnahme am Mainuferfest nach jahrelanger Pause auf der 1,2 km langen Festmeile rund um das Kulturkarre und auf der Mainstraße.

Am Stand schminkt Nastine Ramthun fröhliche Kindergesichter, auf dem weißen Stehtisch liegen orangefarbige Bleistifte mit Taschen-Notizblöcken, Flyer der Psychosozialen Kontakt- und Beratungsstelle, Kartenspiele. Zwei Festgäste stellen sich an den Tisch, wollen wissen, was in der Tagesstätte in der Darmstädter Straße angeboten wird. Ulrike Kube und die Tagesbesucherin Marwa Gülsun (Name geändert) erzählen über das selbst zubereitete Frühstücksbuffet und Mittagessen, das Arbeitsangebot im Werkstattraum, vom Malen, von Freizeitaktivitäten und Festen. Die beiden Standgäste haben Durst, bestellen Ingwer- und Holunderlimonade. Die Integrationsfirma ESSwerk hält unter dem weißen Zelt im Glaskühlschrank gekühlte Bio-Limonaden in sechs Geschmacksrichtungen und Farben bereit. In einem Backofen brutzelt ein Flammkuchen „ESSwerk-Speciale mit Lachs und Ruccola“, zwei vorbereitete nach „Griechischer Art“ und darunter auch meiner nach „Mediterraner Art“ liegen neben dem Ofen. „Wir haben auch noch „Elsässer Art“ im Angebot, erklärt Latifa El-Mhef-Schulz, ESSwerk-Küchenleiterin in der Münchhausenschule in Dietzenbach. Mein Festgericht serviert die Küchenchefin mit marokkanischem Olivenöl. „Ich habe es aus meinem Heimatland mitgebracht.“ Latifa El Mhef-Schulz ist im Vereinsleben in Neu-Isenburg aktiv und hat die Erfahrung gemacht, dass Flammkuchen gerne auf Straßenfesten gegessen werden. „120 Stück haben wir beim Mainuferfest bereits verkauft.“

Die Teilnahme war für Christina Reubig nach „innen wie außen“ ein Erfolg. „Wir waren mittendrin, haben gezeigt, dass wir zu Offenbach und zum Mainuferfest gehören und LEBENSRÄUME ein Teil des Stadtlebens ist. Die Menschen freuen sich darüber, dass es unsere vielfältigen Angebote gibt.“ Sie und ihre Mitstreiterinnen schafften es, 25 Helfer*innen von LEBENSRÄUME Stadt und Kreis Offenbach für den Stand zu gewinnen, die Hälfte darunter Nutzer*innen des Betreuten Wohnens, der Tagesstätte und der Wohngruppen. Das sollte sich auszahlen: „Unsere Klienten habe viele Mitklienten der LEBENSRÄUME Angebote und auch Freunde angesprochen. Sie kamen zahlreich zum Stand und konnten Interessent*innen authentisch von ihren Erfahrungen bei LEBENSRÄUME berichten“, erzählt Christina Reubig. 

Beeindruckt war am Stand auch Sabine Pourhosseini, Sozialpädagogin bei LEBENSRÄUME Obertshausen, davon, mit welchen Anliegen sich Gäste am Stand einfanden. „Wir hatten Besucher, die uns auf unsere Anzeige „Wir suchen Wohnraum!" in ‚Mut & Liebe‘ angesprochen haben. Einige fragten nach einer sinnvollen Ehrenamtstätigkeit bei LEBENSRÄUME andere erkundigten sich als potentielle Mitarbeiter nach konkreten Arbeitsmöglichkeiten“. Das Publikum sei bunt gemischt, die Atmosphäre herzlich und der Umgang mit dem Thema „psychische Erkrankung“ angstfrei gewesen. 


Stiftungsvorsitzender Christoph Wutz besucht mit Mieke Steilberg von der Stabstelle ‚Fachaufgaben‘ den Stand, zieht sich ein orangefarbenes LEBENSRÄUME-T-Shirt über sein lilafarbenes Hemd und spricht mit Interessent*innen.  Christoph Wutz ist vom Stand beeindruckt, erzählt begeistert: „Die Resonanz der Besucher ist überwältigend. LEBENSRÄUME ist ein aktiver Player zum Nutzen der Stadtgesellschaft.“
Christina Reubig richtet ihren Blick bereits auf das Mainuferfest 2020. „Wir möchten gerne die doppelte Standfläche und mehr Aktivitäten für die Menschen in Offenbach anbieten.“ Das Organisationsteam wird sie auch 2020 tatkräftig unterstützen.
Die Offenbach-Post berichtete am 17. Juni 2019 über die Teilnahme von LEBENSRÄUME beim Mainuferfest. 

Interview und Text: Johann Kneißl, www.allemunde.de – Fotos LEBENSRÄUME: Ulrike Kube und Nastine Ramthun

Kontakt:
LEBENSRÄUME Offenbach, Luisenstraße 9, 63067 Offenbach, 069 800 824-10